"Weibliche Vorbilder fehlen"

Hatice Bicer (16), Betül Ozer (15), Juline Fries (15) und Leonie Mockenhaupt (14) drücken die Schulbank. Fußball steht auf dem Unterrichtsplan, in all seinen Formen und Facetten. Die jungen Bottroperinnen erhalten im Rahmen des deutschlandweiten Projektes „Mädchen mittendrin - Mehr Chancen für Mädchen durch Fußball“ eine Ausbildung zur Fußballassistentin.

   Geleitet wird der dreitägige Kurs von Katharina Althoff und Katharina von Scherrenburg von der Universität Duisburg-Essen. „Mit diesem zeitlichen Rahmen haben wir die besten Erfahrungen gemacht. Zum einen brauchen wir einen bestimmte Zeitrahmen, um den Mädchen das nötige Wissen zu vermitteln. Auf der anderen Seite können wir sie ja nicht über Wochen aus der Schule nehmen“, erläutert Katharina Althoff.

   Pädagogik, rechtliche Fragen und erste Hilfe stehen ebenso auf dem Stundenplan wie die Vermittlung von Sportspielen. „Es gibt eine Fülle von Fußballübungen und spielen, die Kindern einen Riesenspaß machen. Wir besprechen mit den Mädchen, wie man eine Übungsstunde strukturiert. Gerade jüngere Kinder langweilen sich. Sie wollen die ganze Zeit beschäftigt und unterhalten werden“, weiß die Sport- und Bewegungswissenschaftlerin.

Eine Erfahrung, die auch die Fußball-AZUBIs machen konnten. Sie leiteten selbstständig Sportstunden für die Erst- und Zweitklässler des Albrecht-Dürer-Grundschule und setzten dabei ein Programm um, das sie selbstständig entwickelt hatten. Bei den „Elefanten“ und „Zebras“, so die Gruppennamen der Grundschüler, kamen nicht nur die Spiele rund um den Ball hervorragend an. „Die sind richtig gut“, lautete der einhellige Kommentar der Kinder zu ihren Übungsleiterinnen. Nach Ende der Schulstunde blieb nur noch eine Frage offen: „Wann kommt ihr wieder?“

   Die Chancen stehen sehr gut, dass es zu einem Wiedersehen kommen wird. „Wir haben schon zahlreiche Assistentinnen ausgebildet, und viele von ihnen sind als Co-Trainerinnen in Vereinen aktiv oder sie leiten Fußball-AGs, zum Beispiel im Offenen Ganztag.“ Auch die Mädchen selbst versprechen sich einiges von der Ausbildung. „Ich möchte zwar beruflich was anderes machen, aber nebenbei würde ich schon als Trainerin arbeiten wollen“, erklärte Hatice.

   Dass sie dringend gebraucht werden, davon sind die Vier überzeugt. „Oft lassen sich die kleinen Mädchen von Trainerinnen eher etwas sagen.“ In jedem Fall versprechen sie sich von dem Kurs mehr Kompetenz und Autorität. „Frauen werden nicht so anerkennt. Das ist anders, wenn man eine solche Ausbildung gemacht hat.“

   Am Schlusstag wird es für die fußballbegeisterten Mädchen noch einen besonderen Leckerbissen geben: ein Champions-League-Turnier mit den Dritt- und Viertklässlern.

Birgitt Schuknecht

Quelle Text und Foto: 

http://www.derwesten.de/sport/lokalsport/bottrop/weibliche-vorbilder-fehlen-id7640751.html